Meine Bilder ermöglichen neue Lesbarkeiten der klassischen Mythen. Der Betrachter kann nur im einzelnen, für sich, durch assoziative Korrespondenz mit dem Bild, zu einer Deutung des von mir dargestellten kommen. Denn meine Bilder bieten weder alleingültige, noch allgemeingültige Neudeutungen der klassischen Mythen an. Mit ihren Heldengeschichten und Dramen wurde die klassische Mythologie zum Zwecke der Interpretation und zur Formung des Menschen erschaffen. „In der Nachhut der frühen Helden erst werden Menschen möglich, die sich selber sichern, indem sie routinemäßig lernen, zu können, was in ihrer Zeit zum Menschenmöglichen gehört. “ *1

Jede Tätigkeit kann Kunst evozieren. Diese Auslösung durch meine Arbeit am Bilde möglich zu machen, ist meine Arbeitsprämisse. Die Voraussetzung dafür ist ein höchstmöglich unbefangenes Arbeiten, im Rahmen des ahnenden Erfassens, welches das Wissen von einer mit Sicherheit eintretenden Richtungsweisung von Seiten des Bildes einschliessen muß. Notwendig hierfür ist, dass ich zu einer intensiven Verbindung mit dem Gemälde fähig bin. Eine Vereinigung von Bild und Maler muß stattfinden, im Zusammenschluß mit der versicherten Erkenntnis, dass ein Bild entstehen wird.

Eine feste Vorlage, gar das ganze Bild unveränderbar im Kopf, ohne das ich davon abweichen kann, behindert die Entstehung des Kunstwerkes. Diese Erkenntnis stellt einen wichtigen und bleibenden Grundsatz meiner Arbeit dar.

Nichts ist ehrlicher und persönlicher als das Unterbewußtsein. Meine eigenmethodische Auswahl der mythologischen Epsioden für jedes neue Bild und die unzensierte Vorkomposition, ist ein Versuch dieses anzuzapfen, um es zur Triebkraft meiner Arbeit zu machen.

Meine Methode der Bildproduktion ist die, ohne Eingreifen des kritischen Ichs, sowie unter Verzicht auf Absichtlichkeit und Erschließbarkeit zu Komponieren und alles was in Hinsicht auf wiedererkennbare Zusammenhänge als fehlerhaft gelten könnte zuzulassen. Während des Entstehungsprozesses erfolgen automatisch Interpretationen des Sichtbaren. Diese sind immer einzigartig in ihrer Wirkungsweise auf die weiterführende Arbeit.  
Darstellung meiner Arbeitsweise, in drei Abschnitte gegliedert.

Erster Abschnitt, Auswahl der Episode.

Episoden aus der klassischen Mythologie und anderen großen Erzählungen herausgelöst, geben den Impuls für den Beginn eines neuen Bildes. Das Auftreten des Impulses fördere ich, indem ich beim Lesen dem Dargestellten assoziativ begegne. Dies tue ich unter Ausschluß von Absicht oder Zensur. Die Stärke des Impulses und seiner Eindringlichkeit entscheiden über die Auswahl der Episode.

Zweiter Abschnitt, Vorkomposition.

Die Vorlagen für die Fixpunkte der Episode werden größtenteils dem Internet entnommen. Hierbei versuche ich am automatischen Kreieren orientiert auszuwählen. Das heißt, ich wähle ungefiltert Abbilder aus. Durch das Einfügen in den Kontext der Episode, erhalten die Abbilder eine neue Bedeutung im Nebeneinander. Diese werden in Innenräume oder Landschaften platziert. Auch die Vorlagen für diese Elemente werden dem digitalen Fundus entnommen, ebenso aus Filmen in Form von Standbildern, aus dem eigenen Fotoarchiv, sowie aus den Werken anderer Maler.  Die Episode wird nicht in ihrer Ganzheit akkurat vorkomponiert, sondern wie oben geschildert, versuche ich mit Hilfe einer absichtslosen und  automatischen Methodik eine eigene Inszenierung zu kreieren.

Dritter Abschnitt, Malprozess.

Zuforderst werden die für die Episode signifikanten Elemente, meist die Figuren, malerisch erarbeitet. Für selbige wähle ich eine tendenziell naturalistische Darstellung. Dies ist keinesfalls zwingend, sondern dient vorerst dem Komponieren und der Erhaltung von Fixpunkten. Die Ausarbeitung wird soweit vollzogen, bis genannte Elemente sich gegenüber der hinzukommenden gestischen und ungegenständlichen Malerei behaupten können und als Spannungspunkte im Bild bestehen können. Als Maler ist es mein Ziel, eine hohe Spannung innerhalb der Komposition zu erzielen. Um dies zu erreichen, wird alles zugelassen, was an malerischen und gestalterischen Möglichkeiten vorhanden ist. Wie zBsp. die Verwendung von verschiedensten Bindemitteln, folglich Glanzstufen, das nebeneinander Stellen von gegenständlichen und ungegenständlichen Elementen, feiner und gestischer Malerei, sowie der Einsatz von Effekten im Sinne von Effekthascherei, insofern diese von der Gesamtheit der Komposition aufgefangen werden können. Das Bild ist vollendet, sobald sich ein adäquates Maß an Umwandlung von Material, eine Selbstverständlichkeit der Komposition und eine befriedigende handwerkliche Qualität einstellen, so das selbiges Bild nach vielmaliger Überprüfung, durch eindeutige Selbstständigkeit überzeugt. Der Titel des Bildes wirkt schlußendlich als Vermittler zwischen der künstlerisch-malerischen und der erzählerischen Ebene und stellt eine Einladung zur Interpretation des Bildes dar.



Malerei zu betreiben bringt Momente des Glücks und der Zufriedenheit, bedeutet aber hauptsächlich für den Maler Konzentration halten und Geduld, Geduld, Geduld bewahren. Währenddessen nicht die Ahnung von der inneren Stimmung/Motivation verlieren, wegen der man anfing zu malen und die man dem Bilde einpflanzen wollte.

Ich bediene mich aller möglicher Werkzeuge beim Malen -  Beamer, Rechner, Durchschreibpapier, Photoshop, Google, Erinnerungen, Sehnsucht, Geldnot, Größenwahn, Liebe zur Malerei, Finger, Musik, Youtube, Weltflucht, Humor, Anarchie.

Ich bin Maler, Holzspalter, Videospielespieler, Nichttrinker, Kinderlos, Dreiländereckdeutschslave, Velazquesverehrer, nairol elauqa, Sachse, Kill Tony Fan, Escapist, Grafikdesigner, Verschwörungsanalytiker, Beglückter, Einssiebenundsechzig, Künstler.

Laut der Recherche von David Hockney benutzten die Maler der Renaissance schon Projektoren aus konkaven und konvexen Spiegellinsen, Sonnenlicht und Dunkelräumen. Auch benutzten sie wohl Prismen zur Projektion des Motivs direkt aufs Papier.

Das Genie ist eine Erfindung der Künstler, ein Marketingslogan. Jeder kann tatsächlich Kunst zum Vorschein bringen, ob mit dem Pinsel oder in welcher Form auch immer. Die Frage ist nur, ob man die Geduld & Standhaftigkeit hat, ein Werk zu vollenden. Die Malerei ist eine sehr intime und heimliche Angelegenheit. Ob man die Werke die Bühne der Welt betreten läßt, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.
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*1 Perter Sloterdijk, Weltfremdheit, Edition Suhrkamp 1781, Erstausgabe, S.23
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